Betrug am Telefon – Eine erste Hilfe

Nachdem ich die Artikel zum Trickbetrug am Telefon und dem damit verbundenen Abo geschrieben habe (zu finden hier: Teil 1, Teil 2 und Teil 3), sind die Besucherzahlen enorm gestiegen und in den Kommentaren schreiben verzweifelte und wütende Betroffene, was ihnen passiert ist und fragen, was sie nun tun sollen. Daher habe ich beschlossen, diesen Artikel zu schreiben und hoffe, dass ich euch damit ein wenig helfen kann, vor allem, was das weitere Vorgehen betrifft.

Was ist passiert?

Beantwortet euch zunächst ein paar Fragen, was passiert ist.

  • Wurdet ihr von einer freundlichen Person angerufen, die euch erzählt hat, dass ihr bei einem Gewinnspiel teilgenommen habt?
  • Und dass ihr es in die Endrunde (die letzten 10 oder 20) geschafft habt?
  • Oder vielleicht seid ihr schon die Gewinner?
  • Wurde euch etwas von einer Zeitschrift als Sponsor erzählt?
  • Durftet ihr eine Zeitschrift auswählen?
  • Musstet ihr eure Adresse und Kontodaten nennen?
  • Hat man euch gesagt, dass die Person am Telefon die Kontonummer nicht einsehen kann, sondern aus Datenschutzgründen nur ein Eingabefeld hat?
  • Gab es nach dem Telefonat ein weiteres Telefonat zu Qualitätssicherungszwecken?
  • Wurde dabei die Adresse nochmal überprüft?
  • Musstet ihr auch nochmal die letzten Ziffern der Kontonummer ansagen?
  • Und es fand keine detaillierte Befragung zum Vorgespräch statt, wie man es von einer Qualitätssicherung erwarten würde?
  • Habt ihr alle Daten herausgegeben?

Wenn ihr einen Großteil dieser Fragen mit „ja“ beantwortet habt, dann muss ich euch leider sagen, dass ihr tatsächlich auf eine Betrugsmasche hereingefallen seid und stolzer Besitzer eines Zeitschriften-Abonnements seid. Höchstwahrscheinlich jedenfalls. Daher hier ein paar Ratschläge, was ihr nun tun könnt und/oder solltet. Lest bitte alles bis zum Ende durch, bevor ihr handelt!

Nächste Schritte

  1. Seid einmal richtig wütend. Auf euch, auf die Betrüger, auf das Kissen auf der Couch, dass euch so blöde anstarrt. Macht eurem Ärger Luft. Solltet ihr euch in einem Café aufhalten, so geht vorher nach draußen oder nach Hause. Lasst einmal richtig Dampf ab. Glaubt mir, es wird euch gut tun! (Nur bitte niemanden dabei verletzten!)
  2. Jetzt beruhigt euch langsam wieder, der Kopf ist hoffentlich ein wenig klarer. Hier ein kurzer, aber wichtiger Fakt: es ist höchstwahrscheinlich nur ein Abo, das man in der Regel widerrufen kann.
  3. Nun schreibt alles auf, was euch zu dem Telefonat einfällt. Was wurde euch erzählt und versprochen? Welche Daten wurde erfragt? Wie hieß die Firma? Wie hieß bzw. hießen der oder die Anrufer? Einfach alles, was euch einfällt notieren, meist fallen einem dabei neue Details auf und man versteht, was da gerade passiert ist.
  4. Jetzt wäre nochmal ein guter Zeitpunkt, um sich so richtig zu ärgern, aber das ist optional.
  5. Natürlich könnt ihr die Polizei und/oder einen Anwalt einschalten und Anzeige erstatten. Dazu kann ich aber keine weiteren Informationen geben, da ich es persönlich nicht getan habe.
  6. Nun müsst ihr wohl oder übel warten. In ungefähr einer Woche wird ein Brief bei euch landen, der euch zum abgeschlossenen Abo gratuliert. Vorher kann man nicht viel tun. Die EC-Karten zu sperren ist in der Regel nicht notwendig, die Kontobewegungen im Auge zu behalten, reicht aus. Auch der Anwalt wird hier vermutlich auf den zu erwartenden Brief verweisen, aber damit habe ich keine Erfahrung.
  7. Sobald der Brief da ist, öffnet ihn. Ich vermute, dass ihr als neuer Abonnent begrüßt werdet und die Laufzeit sowie die Kosten aufgeführt sind. Zudem findet ihr den Namen der Firma, über die ihr angeblich das Abo bestellt habt (Stichwort: Akquise). Der Name der „Success+ GmbH“ oder der „MVR“ treten dabei häufig auf, Abweichungen sind selbstverständlich möglich.
  8. Ihr werden in dem Brief auch über die Möglichkeit des Widerrufs belehrt. Die wichtigsten Fakten dazu sind: an wen ist der Widerruf zu richten und bis wann muss der Widerruf erfolgen?
  9. Habe ich mit meinen Vermutungen in Punkt 7 und 8 recht, so schreibt einen Widerruf (GANZ WICHTIG: Keine Kündigung!). Im Brief wird als Möglichkeit der Brief, ein Fax oder auch eine E-Mail genannt. Ich habe den Brief (als Einschreiben) gewählt, aber auch E-Mails haben funktioniert, berichteten einige Personen in den Kommentaren. Einen möglichen Wortlaut findet ihr unter diesem Artikel, ersetzt die X-Zeichen nur durch eure Daten. (Zusätzlich könnt ihr auch gerne mit einem Anwalt drohen, dann sucht euch aber passende Begriffe wie „arglistige Täuschung“ etc. im Internet heraus.)
  10. Schickt den Widerruf ab.* Habt ihr den Postweg gewählt, so empfiehlt die Verbraucherzentrale ein Einschreiben mit Rückschein.
  11. Nun heißt es warten. Diesmal kann es auch zwei Wochen dauern, bis eine Antwort eintrifft, sofern ihr den Briefweg gewählt habt.
  12. Sollte nach spätestens(!) drei Wochen keine Bestätigung eingetroffen sein, so solltet ihr euch direkt an die PVZ (oder die im Brief genannte abonnentenbetreuende Firma) wenden. Erklärt nochmals die Sachlage und droht ggf. mit einem Anwalt. Vielleicht schaltet ihr diesen auch direkt ein. Ein solcher Fall trat bei mir glücklicherweise nicht ein, daher rate ich zum Einholen weiterer Informationen.** Nachdem ich heute noch ein wenig recherchiert habe, will ich lieber die Empfehlung der Verbraucherzentrale Niedersachsen zitieren. Auf deren Webseite heißt es: „Besteht die Firma trotzdem weiterhin auf Forderungen, kann die Verbraucherzentrale weiterhelfen.“. Dort findet ihr alle wichtigen Kontaktdaten, die Beratung kann aber Geld kosten (die 0900-Nummern kostet 1,86 €/Min). Verbraucherzentrale.de
  13. Egal ob nun eine Antwort eingetroffen ist oder (noch) nicht: sprecht über diesen Vorfall! Erzählt Freunden, Kollegen und der Familie davon. Nicht, um euch selbst bloßzustellen, sondern um anderen den Ärger zu ersparen. Denn je mehr darüber wissen, um so weniger können darauf hereinfallen. Das hoffe ich jedenfalls inständig!

Hier der verwendbare Wortlaut für den Widerruf, den ihr natürlich auch anpassen könnt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit widerrufe ich mein telefonisch abgeschlossenes Abo der Zeitschrift XYZ vom XX. Monat 201X.

Kundennummer: XXXXXXXXXXX

Mit freundlichen Grüßen

Vorname Nachname

Natürlich müssen die korrekten Daten bei Datum, Kundennummer und Datum eingesetzt werden!

Ergänzungen

Abschließend will ich nochmal betonen, dass alle Ratschläge aus eigener Erfahrung und Recherchen zusammengetragen sind. Ich kann weder mit rechtlichem Hintergrund dienen, noch möchte ich in irgendeiner Form zur Rechenschaft gezogen werden. Daher bitte ich bei Unsicherheiten oder weitergehenden Problemen einen Fachmann und/oder Anwalt zu Rate zu ziehen.

Weitere Informationen, wie in solchen Fällen vorzugehen ist, findet ihr auf der Seiten der Verbraucherzentrale oder bei AntiSpam e.V..

Ich wünsche allen Betroffenen viel Erfolg, Geduld und ein bisschen Glück.

derPfaff

PS: Wenn euch der Beitrag geholfen hat, könnt ihr mir gerne einen Latte macchiato ausgeben 😉

* Ergänzend zum Punkt 10 möchte ich noch den Kommentar von Wolfgang hervorheben, in welchem er schreibt, dass er den Widerruf per Mail an alle involvierten Firmen geschickt hat, darin den genauen Sachverhalt schilderte und u.a. mit einer Anzeige drohte. Er bekam von der PVZ, die Firma betreut angeblich die Abonnenten, sehr zügig eine Antwort mit der Bestätigung des Widerrufs.

** Ich rate in jedem Fall dazu, sich weiter zu informieren. Ich bin kein Anwalt und kann nur meine Erfahrung wiedergeben.

Nachtrag vom 08.02.2014:

Ich habe mich heute noch einmal dazu belesen, was man tun kann, sollte unerlaubt Geld vom Konto abgebucht werden. Dabei bin ich auf die sehr Seite der Kanzlei Hollweck in Berlin gestoßen, auf der ein hilfreicher Artikel zum Thema Telefonbetrug und Gewinnspiele und was man bei unberechtigten Abbuchungen tun kann veröffentlicht ist. Unter anderem wird dort von einem Zeitraum von 13 Monaten gesprochen, in welchem eine solche unerlaubte Abbuchung zurückgebucht werden kann. Wer nachlesen möchte, folgt bitte diesem Link: kanzlei-hollweck.de.


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