Realfakes – Hilfe für Betroffene und mehr

Enthält Werbung

Im vergangenen Jahr las ich im Stern eine Rezension über das Buch „Wie meine Internet-Liebe zum Albtraum wurde: Das Phänomen Realfakes“ von Victoria Schwartz (erhältlich u.a. bei Amazon). Realfakes, dabei handelt es sich nicht zwangsweise um eine moderne, aber um eine in Zeiten des Internets deutlich häufiger auftretende Betrugsmasche. Deren Zweck ist entweder ein Machterleben oder die Flucht in eine andere Realität.

In der Regel beginnen die Geschichten so, dass man jemanden via Chat, bei Facebook, Twitter oder in einer Partnerbörse kennenlernt und sich daraus eine rege Konversation entwickelt. Meist hat die Person auf der anderen Seite des Computers Verständnis für geschilderte Probleme. Die Interessen decken sich weitesgehend und es entwickelt sich eine gewisse Zuneigung. Dass die Wohnorte teilweise in unterschiedlichen Ländern oder gar auf anderen Kontinenten liegen, stört zunächst nicht. Das Problem an der Sache ist nur, dass …

Die Person ist nicht real

… die Person auf der anderen Seite fiktiv ist. Ausgedacht in der Absicht, jemanden zu täuschen. Der betriebene Aufwand dafür ist teilweise beträchtlich: es werden für soziale Netzwerke weitere fiktive Freunde erfunden und entsprechende Accounts angelegt. Und natürlich werden diese mit tagesaktuellen Statusmeldungen gefüllt. Fremde Bilder werden herausgesucht und als die eigenen verschickt. Es wird ein komplettes Leben erfunden, mit Erlebnissen und Sorgen, die es zu erzählen gibt. Sogar Stimmenverzerrer für Telefonate werden eingesetzt. Um Geld wird nicht gebeten, eher wird man noch beschenkt. Ein entscheidener Unterschied zum Scamming, welches ausschließlich dem Zweck des finanziellen Betrugs dient.

Der Lohn für die Mühe ist das „Spiel“ selbst. Für die einen geht es dabei tatsächlich um das Machterleben, sie haben eine gewisse Kontrolle über den Gesprächspartner. Andere wiederum nutzen diese Methode, um aus der eigenen Realität zu fliehen bzw. sich eine andere Realität zu schaffen. Eine Realität, die für sie kontrollierbar, nach eigenen Vorstellungen gestalltbar ist. Im Gegensatz zum echten Leben. Doch für Betroffene bleibt dieses „Spiel“ nicht ohne Folgen. Wenn sich im Laufe der Zeit der Blick der Betroffenen klärt und der Betrug auffliegt, zählen Depressionen, Angstzustände und Vertrauensverlust bei vielen zu den typischen Folgen.

Victoria Schwartz klärt über Realfakes auf

Das Buch zum Thema Realfakes von Victoria Schwartz (mit Link zu Amazon.de)
Das Buch zum Thema Realfakes von Victoria Schwartz

Victoria Schwartz ist, ähnlich wie ich im Fall des Telefonbetrugs, selbst Opfer dieser Betrugsform „Realfakes“ geworden und hat anschließend den mutigen Schritt gewagt und ihre Erfahrungen in ihrem Blog geschildert. Die Reaktionen darauf waren imens, so dass sie sich dazu entschloss, ihre Erfahrungen im oben genannten Buch zu veröffentlichen. Nebenbei betreibt sie außerdem die Webseite realfakes.net, um Betroffenen eine Anlaufstelle zu bieten.

Zufällig bin ich vor Kurzem über ihren Twitter-Account gestolpert und bekam daher mit, wie sie, wenn auch ungern, einen kleinen Hilferuf absetzte. Inzwischen ist die Zahl der sich meldenden Betroffenen sehr hoch und ihre Freizeit reicht bei weitem nicht aus, all diesen Personen zu helfen. Um diesen Zustand zu verbessern, benötigt sie jedoch finanzielle Unterstützung, weshalb ich mich auch dazu entschlossen habe, diesen Artikel zu schreiben. Wer also einen kleinen Beitrag dazu leisten kann und möchte, der erhält die Kontodaten sowie einen Paypal-Link auf ihrer Seite. Eine Spendenbescheinigung kann zwar nicht ausgestellt werden, aber eine namentliche Nennung ist auf Wunsch machbar.

Und wenn es gerade nicht für eine Spende reicht, redet über „Realfakes“, so dass die Leute wissen, dass es dieses Phänomen gibt. Denn Wissen schützt! Und wer selbst betroffen ist, darf sich natürlich(!) schämen. Das will (und kann) ich niemandem verbieten, aber es gibt Menschen, mit denen man darüber reden kann. Wenn schon nicht im Freundeskreis, dann vieleicht mit Victoria Schwartz oder einem Psychologen. Aber merkt euch bitte: reden hilft!

PS: Ich selbst bin kein Fachmann auf dem Gebiet und habe die Informationen aus dem Internet zusammengesucht. Daher empfehle ich bei Fragen rund um das Thema einen Experten zu Rate zu ziehen.


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