Ein Praktikum der besonderen Art
Neulich dachte ich an eine weit zurückliegende Zeit zurück, eine Zeit voller Hoffnung und Freude – die Zeit vor meinem Studium. 😉 Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass ich eigentlich nicht in den Bereich Informatik o.ä. gehen wollte. Dieses Hobby sollte nicht zum Beruf werden, ich wollte mir den Spaß daran erhalten, so zumindest dachte ich damals. Also beschloss ich im Bereich Design zu studieren, wozu jedoch ein wenig Praxiserfahrung Voraussetzung war. Also habe ich mir mehrere Firmen herausgesucht, bei denen ich ein Praktikum machen konnte, und über eines dieser möchte ich euch berichten.
Das ist also mein Praktikumsplatz
Was würde man nur ohne Freunde, Verwandte und Bekannte tun? Ich suchte für ein weiteres Praktikum ein paar Firmen und Freunde bzw. Freundesfreunde halfen. So wurde mir der Name einer Firma (*) genannt, bei der eine Schülerin auch mal ein Praktikum gemacht hat. Sie fand es okay, es war auf 1 oder 2 Wochen ausgelegt, also fragte ich per Mail an und bekam eine positive Antwort. Ein paar Wochen später hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag. Die Firma hatte sich einen größeren Raum am Ende einer Lagerhalle gemietet, so dass ich erst ein wenig suchen musste. Der Raum beinhaltete 2 1/2 Arbeitsplätze, wovon einer für den Chef, ein weiterer für eine Angestellte und ein halber für mich reserviert waren. Der Chef war jedoch oft außer Haus, so dass ich meist seinen PC nutzte. An meinem halben Arbeitsplatz gab es nämlich keinen…
Jedenfalls beschäftigte sich die Firma überwiegend mit Photoshop und HTML, erstellte entsprechende Webseiten und … tja, das war es eigentlich, soweit ich mitbekam.
Arbeit mit geklauten Inhalten
Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich bereits ein wenig Erfahrung, was den Umgang mit Photoshop betraf. Unter anderem hatte ich bei zwei weiteren Firmen bereits sehr hilfreiche Praktika machen dürfen und dabei sehr viel gelernt. Also sagte mir der Chef dieser Firma, dass sie z.B. eine Seite für einen Motorradclub machen sollen. „Probieren Sie sich mal aus.“, ist wahrscheinlich kein wörtlich gefallenes Zitat, aber so ungefähr muss die Unterhaltung gelaufen sein. Also bastelte ich ein paar Tage herum und hatte dann auch ein ansprechendes Design, welches der Chef mit mir noch an ein paar Stellen abänderte. Was mich damals nicht weiter störte: er fragte zu keinem Zeitpunkt, woher ich eigentlich das Bildmaterial her hatte. Ich weiß, dass ich mich einfach bei Google bedient habe. Aus Unwissenheit natürlich, inzwischen bin ich schlauer, aber dort hat niemand danach gefragt, was schon sehr unprofessional ist.
Ich werde „verliehen“
Ein weiteres Problem an diesem Praktikum war, dass mein Chef mir nur wenig zu tun gab. Es waren nur sehr sehr wenige Projekte, für die ich etwas tun sollte. Und so kam es eines Tages, dass mir der Chef mitteilte, dass ich ab dem folgenden Tag für den Besitzer des Lagerhauses arbeiten solle. Der ließ ein paar Studentinnen den lieben langen Tag Plakate aufkleben, die später dann an Laternen hingen (die Plakate, nicht die Studentinnen). Das sollte nun auch ich tun. Die Studentinnen waren hilfsbereit und erklärten mir alles, aber es war definitiv nicht die Aufgabe, die ich mir vorgestellt hatte. Zumal mich der Verdacht beschlich, dass mein Chef dadurch Miete zahlte – indem ich kostenlos für den anderen Chef arbeitete. Nach zwei Tagen ging ich ohne einen Kommentar wieder an den Schreibtisch, mein Chef war eh nicht da.
Es gab wie gesagt nicht so viel zu tun, also habe ich zwischendurch ein paar Dinge in Photoshop ausprobiert. So habe ich mehrere Tutorials nachgearbeitet und so mein Wissen, was Photoshop betrifft, erweitert. Die Ergebnisse habe ich natürlich auf der Platte meines Chefs gespeichert. Als das Praktikum dann fast zu ende war, sah ich mehr durch Zufall auf dem Rechner der Kollegin sämtliche von mir erstellten Dateien. Diese hatten nichts mit den Projekten zu tun und doch hatte sie alles, ohne es zu erwähnen, kopiert. Da ich zum Ende hin ziemlich angefressen war und beide Rechner untereinander eh vollen Zugriff hatten, habe ich die Dateien kurzerhand gelöscht. Zwar sind die Grafiken während meiner Arbeitszeit entstanden, aber so ganz koscher war der Laden nicht. Zumal…
Und dann kommt die Kripo ins Büro
… der Höhepunkt meiner Zeit dort war, dass der Chef mir erzählte, er hätte einen Rechtsstreit mit einem ehemaligen Partner. Worum es genau ging, habe ich in der Zwischenzeit vergessen, aber mein Chef sollte einen Gerichtstermin wahrnehmen. Das wollte er aus irgendwelchen Gründen nicht, also blieb er fern. Augenscheinlich war das nicht das erste Mal, denn ein paar Tage später stand plötzlich ein Polizist in Zivil im Büro. Der Kollegin hatte mein Chef zuvor mitgeteilt (ich saß daneben), dass er sich bei seiner Oma verstecken wollte. Also Polizist da, Chef nicht. Ich wurde kurz gefragt, ob ich Herr Sowieso sei, was ich verneint. Daraufhin wurde ich gebeten, meinen Personalausweis zu zeigen, was ich natürlich tat. Da ich nicht der Gesucht war, wandte sich der Polizist wieder an die Kollegin, doch sie meinte, nichts über den Verbleib Ihres Chefs zu wissen. Er erklärte noch kurz, dass der Chef sich umgehend irgendwo melden soll und verließ dann das Büro. Und ich war um eine Erfahrung reicher!
Ansonsten gibt es nur noch zu erwähnen, dass es auf dem PC vom Chef von raubkopierten Programmen (wahrscheinlich auch Photoshop), Filmen, CDs und auch Pornos (!) nur so wimmelte und dass der Chef der Plakatfirma mich beim Abschied noch beschimpfte, was für ein unhöflicher Mensch ich doch sei. Grund: ich hätte angeblich nie gegrüßt (was ich nach ein paar Tagen aufgegeben hatte, da nie ein Gruß erwidert wurde). Als ich reagieren wollte, schlug der mir die Tür vor der Nase zu.
Tja, es gibt sicherlich schlimmere Praktika, aber dies war zweifelsohne mein persönliches „Highlight“.
Ich hoffe, euch ergeht oder erging es besser!
Und damit verabschiede ich mich ins Wochenende…
(*) Aus gewissen Gründen werde ich den Namen der Firma und auch der Angestellten nicht nennen.